Dag 3 - Mittwoch, 04.09.2024 - Fahrt nach Lora (E6)

Die Nacht war gut, aber kurz, schön leise ist das hier. Wie immer im Urlaub stehen wir um 05:30 auf und beginnen mit der Routine. Duschen, Frühstücken, Sachen zusammenpacken. Das Packen dauert an einem Tag, an dem wir zur nächsten Location fahren, etwas länger. Heute geht es schnell, weil wir nicht alles ausgepackt hatten für die eine Nacht.

Zum Frühstück gibt es meist belegte Brötchen oder Knäcke, Müsli und Joghurt. An einigen Tagen gibt es Spiegeleier.

So verlassen wir um 08:15 Øyer und folgen der E6 nach Norden. Die “Autobahn” lassen wir ab und zu, rechts oder links liegen, weil wir lieber auf kleinen Straßen unterwegs sind.

Der Regen hat nachgelassen, dennoch ist es noch trübe. Am Losna See springen wir ca. 1 Stunde später aus dem Auto um die ersten Bilder zu schießen. Noch liegen die Berge auf der anderen Seite hinter den Wolken.

Die Parkplätze am See sind gut gefüllt mit Reisenden oder Van-Living Leuten, die meisten schlafen um diese Zeit noch. Noch wird es in Norwegen geduldet, sich einfach so auf Parkplätze zu stellen, um zu übernachten. Wie mag das nur zur Hauptsaison aussehen, wenn es jetzt schon so voll ist.
Die Camping-Verbotschilder werden mehr.

Klar, dass das nicht mehr gerne gesehen wird, wenn wirklich jeder Parkplatz, den die Norweger auch für Ihre Freizeit nutzen möchten, zum Campingplatz mutiert. Schilder bringen leider auch nicht viel, viele Van-Living Typen stellen sich trotzdem hin.
Es gibt wirklich an jeder Ecke Campingplätze, die Duschen, Toiletten, sogar Läden und Wasserzugänge bieten, da muss man sich nicht auf einen Parkplatz stellen.

Bald erreichen wir Ringebu, dort steht eine der ältesten und größten Stabkirchen Norwegens. Die sehr gut erhaltene Stabkirche geht auf das Jahr 1220 zurück.

Gelegen im Herzen Norwegens, ist sie ein beeindruckender Beleg für mittelalterliche Holzbauweise.

Als wir der Kirche näher kommen, werden wir von ihrer rauen Schönheit überwältigt, jede Stein- und Balkenplatte erzählt eine Geschichte. Um 1000 n. Chr. erfolgte Norwegens Christianisierung und in den darauffolgenden Jahren entstanden rund tausend Stabkirchen im gnazen Land.

Die Holzkonstruktion der Stabkirche, geschmückt mit feinen Schnitzereien und dekorativen Details, ist ein Relikt von fachkundiger Handwerksleistung und frommen Hingebung.

Die Stabkirche von Ringebu liegt in den Hügeln oberhalb der Stadt und sie ist von einem Friedhof mit einer gepflegten Anlage umgeben.

Bis eine Reisegruppe aus Litauen anrollt haben wir das Gelände für uns alleine, dann wird es Zeit zu gehen. Oberhalb des Ortes haben wir einen tollen Blick auf das Ackerland und den Gudbrandsdalslågen Fluss.

Von Ringebu aus wählen wir die Nebenstraßen und entdecken am Fluss Sjoa diese wunderschöne Schlucht. Der erste Kontakt mit Norwegens wilden Naturgewalten, einfach geil.

Die Fahrt geht mit nur einem Stopp an einer Raststätte mit Souvenirladen (Touristenfangstation) weiter bis Otta. Bei strömenden Regen steige ich kurz aus und muss eben was typisch norwegisches ablichten.

Im Ort Otta biegen wir in den Rondane Nationalpark ab.
Der Park wirkt sehr ausgestorben, der große Parkplatz in Mysusæter ist leer und das Café und Besucherzentrum hat geschlossen. Nachdem wir im Auto eine Kleinigkeit gegessen haben, beginnen wir die Wanderung zum Ullafossen. Der Wasserfall bildet sich aus dem Abfluss des Rondvatnet, welcher eine Fläche von 95,58 Hektar aufweist. Der See ist lang und schmal und liegt auf ca. 1.160 Metern.

Das Wetter wirkt nicht sehr einladend, es ist jetzt trocken immerhin, aber sehr neblig. Uns macht es nichts aus, mit uns sind noch 3 weitere Personen unterwegs. Da wir sehr langsam schlendern, kommen wir uns nicht in die Quere. Schon nach wenigen Metern auf einem kleinen Pfad hören wir es rauschen, gar dröhnen.

Das Wasser tost mit einer heftigen Gewalt den ersten Fall herunter. Wenn wir uns unterhalten möchten, müssen wir die Stimme schon sehr erheben, damit wir etwas verstehen, Wahnsinn.
Erst mal innehalten und zugucken. Im Becken des Wasserfalls entdecken wir ein grünes Kanu.

Ob da einer abgestürzt ist? Wenn ja, selber Schuld, da fährt man auch nicht runter.

Der gesamte Trail kann bis hinauf zum See erklommen werden, dazu haben wir heute leider keine Zeit. Bis zu den nächsten beiden Fällen laufen wir dennoch, es macht eben großen Spaß den Berg hochzulaufen und nach jeder Biegung eine weitere wunderschöne Ansicht auf den reißenden Fluss zu genießen. Feucht und matschig ist der Weg, da muss man schon sehr aufpassen, vor allem am ersten Tag, da sind wir noch nicht an Bergauflaufen gewöhnt.

Überwältigt stehen wir einfach nur da und staunen.

Abwärts wählen mir mal sicherheitshalber einen anderen Weg durch die Hüttendörfer des Parks.

Am Auto zurück, entledigen wir uns der Regensachen, denn mittlerweile ist es warm geworden und die Sonne lässt sich blicken, YES!

Wir folgen nun der ersten Mautstraße, dem Mysusetvegen, der zum Kvitskriuprestene Naturreservat führt. Ich habe einen Stern auf meiner Karte, also muss sich da was Interessantes verbergen.
Die Straße kann mit der Kreditkarte bezahlt werden und kostet 50 NOK.
Es geht bergab über eine gut ausgebaute Schotterpiste. Beim Naturreservat gibt es einen großen, leeren Parkplatz. Von dort aus führt ein Weg, natürlich senkrecht, nach oben, wir sind in Norwegen.
Netterweise sind hier Treppen erbaut worden, sodass wir nicht den rutschigen Abgang hoch müssen.

Oben erwartet uns das Highlight, die Erdpyramiden aus Lehm und Kalkstein. Manche Erdpyramiden sind ca. 200 Jahren alt. Ihr Aussehen ähnelt Priestern mit Gewand, daher die norwegischen Bezeichnung Kvitskriuprestan. Für uns sind das Hoodoos.

Leider sind, erosionsbedingt, in den vergangenen Jahren mehrere Pyramiden eingestürzt. Auch die Farbe hat sich von weiß zu einem langweiligen grau geändert. Aber war nett hier die 40 Stufen rauf und wieder runter zu stiefeln.

Jetzt wird es Zeit, nach Dombås zu fahren. Im Ort laden wir das Auto. Man stelle ich vor: Dombås hat eine Kirche, 3 Supermärkte und ein paar Läden und Restaurants. Zudem ca. 30 Ladesäulen von 5 verschiedenen Anbietern. Deutschland ist dem sehr weit hinterher.
Wir haben praktisch freie Wahl, zum Laden auf 80 % benötigt der Kia-EV 9, den wir liebevoll K-EV 9(kiˈwiː 9) nennen, ca. 25 Minuten, das ist genau die Zeit, die wir im Supermarkt verbringen.

Im Extra-Supermarkt kaufen wir alles nötige für den Abend und die nächsten Tage zum Frühstück ein und düsen dann zur Unterkunft, wo Tronn, der Host schon auf uns wartet.

Unsere Unterkunft für die nächsten 5 Nächte liegt in der Nähe des Ortes Lesja und dem Dovrefjell-Sunndalsfjella-Nationalpark.

Tronn erwartet uns schon vor dem Anwesen. Das Haus ist Teil eines Bauernhofens (Brendjordsbyen.no), das das Ehepaar vor ca. 20 Jahren gekauft und im Lauf der Jahre zu einem Bed & Breakfast, Eventlocation umgebaut hat. Sie leben selber mit ihren 3 Söhnen auf dem Hof.

Sights: Ringebu Stabkirche, Fluss Sjoa, Ullafossen, Kvitskriuprestene
Schritte: 14.292
Lauf-Kilometer: 8,95
Höhenmeter:  100
Fahr-Kilometer: 188

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