Tag 9 – Haugesund – Rosendal – 2.6.2016 – Donnerstag

Der heutige Tag konnte ja nur besser werden, wurde er auch und zum Glück auch alle folgenden. Die Nacht war sehr erholsam, wir haben sehr gut geschlafen.

Das Frühstück war hervorragend mit allem, was man brauchte, sogar mit glutenfreiem Brot und Müsli.

So konnte der Tag gut beginnen, es war zwar noch etwas bewölkt und auch nicht ganz warm, aber das war uns egal, wir hatten ja eh mit Schlimmerem wettermäßig gerechnet.

Wir holten das Auto aus der etwas entfernten Parkgarage und verließen Haugesund wieder. Wir waren zwar gar nicht mehr am Hafen oder in der Stadt, aber egal.

Wir begaben uns auf die E134 nach Norden. In Haugesund wurde einiges an Maut fällig, wir wurden einige Male registriert in der Stadt.

Wir fuhren über kleine Dörfer, verließen mal rechts und links die große Straße, um noch mehr von der Landschaft zu sehen.

Es gibt überall schöne Kirchen und alte Bauernhöfe, der ein oder andere hat sogar einen alten Volvo im Garten.

Hier ein kleiner Fjord, da ein kleiner Wasserfall, so ist die Landschaft.

Der Langfoss ist besonders schön und groß, er trifft fast auf die Straße. Hier steigen wir natürlich aus und sehen uns eine Weile um.

Wir gehen nach unten an den Fjord, wo der Wasserfall rauskommt, dort stehen Picknickplätze. Es sitzt ein Paar dort, das zu Mittag isst, wir grüßen freundlich. Die starren uns nur feindselig an und gucken dann weg. Wir hören aber, dass sie deutsch sprechen, was für Trolle. Wir wollten uns schon nicht hinsetzen, nur den Wasserfall ansehen.

Das tun wir dann auch. Mit was für einer Wucht das Wasser runterkommt, einfach unglaublich, wir werden von der Gischt etwas nass.

Dann gehen wir noch weiter nach oben zu einem Viewpoint, auch hier wird man einfach nur nass, mit uns natürlich auch die Kameras, aber da müssen sie durch.

Das war ja schon mal ein tolles Highlight, und wir befinden uns gar nicht an einer der Landschaftsrouten.

Wir fahren weiter, verlassen die 134 für einen Bogen, die Fahrt geht immer an einem reißenden Bach entlang. Das war gut, hierher zu fahren, erstens sind wir die einzigen, die das machen, alle anderen bleiben auf der E134, und zweitens ist es hier wunderschön.

An einer Stelle kommt man ganz nah an den Bach ran, es führt auch eine Brücke drüber, und es gibt einen Wanderweg. Da wir noch vorhatten, später bei Odda zu wandern, sind wir den hier nicht gelaufen, schade eigentlich, der muss echt toll sein, immer an diesem Fluss entlang.

Dann hatten wir genug gesehen und fuhren weiter, kamen wieder auf die E134, dort bogen wir nach einer Weile nach Røldal ab, immerhin, den Ort wollten wir noch sehen.

Nach einigen Tunneln und einer Fahrt immer nach oben stehen wir plötzlich im Schnee. Wie geil ist das denn. Dann geht es wieder runter ins Tal in den Ort Røldal, hier steht eine der ältesten Stabkirchen Norwegens, sie ist aus dem Jahre 1250.

Wohl nicht so das Highlight, denn außer uns ist hier keiner. Die Kirche wird von allen Seiten abgelichtet.
Am Straßenrand gibt es immer wieder kleine Wasserfälle, unter einem könnte man fast duschen, wenn das Wasser nicht eiskalt wäre.

Wieder auf der 13, die uns nach Odda führt, kommt der nächste Wasserfall, der Låtefossen, auch der fällt von oben runter auf die Straße. Um ein Foto davon machen zu können, muss man sich mitten auf selbige stellen. Nicht so gut geregelt. Hier ist das totale Verkehrschaos, die Parkplätze sind begrenzt verfügbar. Auf der anderen Straßenseite ein paar Kilometer weiter ist noch ein Wasserfall, aber dahin kommt man gar nicht, noch nicht mal zu Fuß.

Dann erreichen wir Odda, eine kleine Industriestadt am Sørfjord. Wir wollen ins Touristenbüro. Hat zu, und das um 16:15 Uhr. Vor dem Haus steht aber ein Mann, der sein Auto wäscht, der fragt mich auf deutsch, was ich denn wissen wolle. Er ist Norweger aber spricht super deutsch, es leben wohl auch einige Deutsche hier in Odda.
Ich sage, wir wollten wissen, was man hier so wandern kann und ob der Hike zur Trolltunga möglich ist.

Er sagt, ja, ist möglich, es liegt aber noch Schnee, somit wird der Hike noch länger dauern als sonst, und das sind normal 10-11 Stunden (24km), also muss man morgen mit 12-13 Stunden rechnen, wir sollten sehr früh losgehen. Zudem gehen ca. 200 Leute am Tag nach oben.

Ich frage ihn noch nach dem Hike zum Gletscher, er sagt, dass der begehbar ist.

Odda ist das „Tor“ zu gleich zwei Nationalparks in der Region, zum Hardangervidda-Nationalpark und zum Folgefonna-Nationalpark.

Was machen wir nun, wir wollen bis morgen überlegen, wie wir weiter vorgehen, aber erst mal wollen wir zum Gletscher im Folgefonna laufen.

Dafür fahren wir ein Stück zurück Richtung Buarbrenn. Dort fahren wir, bis es nicht mehr weitergeht und halten an einem Parkplatz. Hier startet der Hike zum Buarbreen-Gletscher.

Es ist mittlerweile schon fast 18:00 Uhr, aber es ist so hell wie zur Mittagszeit, daher kann man gut diese Wanderung starten.

Wir laufen erst mal über eine Kuhwiese, dann geht es nach oben. Über Stock und Stein, wie auch sonst. Mal durch einen Bach, mal dran entlang. Die Bachüberquerungen werden heikler, das Wasser kommt auch immer gewaltiger den Berg runter.

Dann kommen wir an eine Stelle, wo es normalerweise eine Brücke gibt, diese ist aber weggeschwemmt. Ein wackliges Brett soll als Brücke behelfen. Von oben kommt das Wasser unkontrolliert runter. Das ist mir zu heikel. Wir überlegen, ob wir es wagen sollen weiterzulaufen, aber ich bin da echt zu ängstlich, was ist, wenn diese „Brücke“ jetzt zwar hält, aber auf dem Rückweg nicht mehr da ist, oder ich rutsche aus und falle ins Wasser und den Wasserfall runter. Nein. Wir gehen zurück. Außer uns ist auch keiner da, den wir fragen können, ob es möglich ist, zudem sieht Mario auf seinem Smartphone den Weg, der noch einige mal über diesen Wasserfall drüber führt.

Also zurück zum Parkplatz.

Jetzt heißt es eine Unterkunft suchen, wollen wir in Odda bleiben oder weiterfahren. Das ist die große Frage, und wollen wir Trolltunga wagen oder nicht.

Wir entscheiden, dass wir, wenn, dann übermorgen Trolltunga laufen wollen, wir geben dem Schnee noch einen weiteren warmen Tag, um mehr zu verschwinden, und wir haben mehr Zeit zum Überlegen.

Trolltunga ist ein horizontaler Felsvorsprung, der ausschaut wie eine 10 Meter lange Zunge, die sich rund 700 Meter über dem künstlich angelegten Stausee Ringedalsvatnet befindet. Der gesamte Hike ist ca. 24 km hin und zurück, und ca. 1400 Höhenmeter müssen überwunden werden. Man muss ca. 10-11 Stunden einplanen und natürlich auf jedes Wetter vorbereitet sein, zudem muss Proviant für den ganzen Tag mitgenommen werden.

So toll sich der Hike und vor allem das Ziel anhört, umso mehr entscheiden wir uns schon auf dem Weg der Zimmersuche gegen diese Wanderung.
Mario meinte, er war schon nach dem Preikestolen Hike so fertig, bei mir ging es noch, es zahlt sich wohl aus, dass ich oft Sport mache. Ich habe eine gute Kondition, aber die Knie tun natürlich auch weh am Abend.

Aber 20 km oder mehr laufe auch ich nicht zu oft, und wenn, dann hier im Flachland oder mal im Odenwald oder Sauerland. Was mir eher Sorgen bereitet, wäre der schwere Rucksack, nun sind da schon die Kameras drin, von denen man ja auch eine theoretisch im Zimmer oder Auto lassen könnte und nur mit der Sony RX100 und der Sony A7rII aufsteigen könnte, aber für 24 km und 12 Stunden benötigt man sicher 3-4 Liter Wasser /pro Person, was 6-8 kg zusätzlichem Gewicht entspricht, dann noch Essen, das passte gar nicht alles in unseren Rucksack, der eher auf Foto ausgerichtet ist, als auf Wandern.

Da muss noch mal was Praktischeres her.

Also, ich habe eben eher ein Problem mit dem Tragen vom Rucksack für so lange Zeit.
Dann noch die Schneefelder, die, wie wir schon an anderer Stelle sahen, nicht mehr sehr stabil sind. Die Verletzungsgefahr wäre schon recht groß.

Diese Überlegungen machen wir während der Autofahrt.

Die Entscheidung ist getroffen, wir machen es nicht. Da wird jetzt auch nicht mehr drüber geredet, es gibt sicher noch was anderes Schönes in der Gegend. Eventuell kommen wir noch mal wieder, später im Jahr, besser ausgerüstet und vorbereitet.

Wir fahren von Odda durch einen extrem langen Tunnel, den Folgefonntunnel, mit 11,4 km einer der längsten bisher auf der Reise. Ich hasse die Dinger, ich werde da immer so müde drin, bin froh, dass Mario fährt.

Ich nicke also die 10 Minuten ein wenig vor mich hin. Wir kommen wieder raus aus dem Tunnel und fragen im nächsten Dorf nach einer Unterkunft. Die Frau vom Campingplatz in Sundal spricht weder englisch noch deutsch, sie versteht trotzdem, was wir wollen und zeigt uns ihre Hütten. Nichts für uns, zu klein und zu alt und stickig.

Wir fragen, ob es noch andere Hütten oder gar ein Hotel gibt, sie sagt: “hytter – nein, hotell – ja ja”.

Also fahren wir weiter auf der 551, eine schöne Gegend hier, wieder kommt ein Wasserfall auf die Straße gedonnert.

Die nächsten Hütten gibt es in Ænes, auch ein Campingplatz, hier ist keiner da, aber vor einer der Hütten sitzt ein älteres Paar mit deutschem Autokennzeichen.

Ich gehe hin und frage, ob sie wissen, wo der Besitzer ist. Sie sagen, man soll einfach eine Hütte beziehen, der guckt von oben mit dem Fernglas runter und kommt dann schon, spätestens in der Früh ist er da und kassiert. Die Hütten kosten 450 NOK.

Wir gucken uns einige an, 2 Stock-Einzel-Betten, eine kleine Kochstelle mit Kühlschrank und ein Minitisch, zwei Stühle auf der Terrasse, kein Bettzeug. Es riecht muffig.

Die älteren Herrschaften sagen in einem breiten Sächsisch: „Wir hatten schon schlechtere“… ja, das ist schön für sie, denken wir uns nur, wir hatten schon bessere und wollen das auch wieder haben, also fahren wir weiter. Die beiden sagen zwar, es gibt nichts mehr, aber das glauben wir denen nicht.

Wird schon was kommen, zur Not nehmen wir die Fähre und fahren weiter nach Gjerdmundshamn. Aber erst mal nach Rosendal, hier wissen wir mit Sicherheit, dass es zwei Hotels gibt.

Es kommt sogar noch ein weiterer Campingplatz mit Hütten, leider machen die erst morgen auf, sagt uns einer der Dauercamper.

Dann erreichen wir Rosendal, es ist schon 20:00 Uhr, so langsam sollten wir dann mal was finden. Wir gehen ins Rosendal Turisthotell, dort zeigt man uns die Zimmer ohne Dusche und Klo für 1200 NOK oder so, die Zimmer mit Bad kosten ca. 1600 NOK und sind echt sehr klein. Der Mann an der Rezeption meinte, es gibt noch ein Hotel, aber das wäre noch teurer. Ok, stimmt das oder stimmt das nicht. Wir glauben ihm das mal.

Also fahren wir zurück, verlassen den Ort und wollen auf die Fähre nach Norden oder zurück nach Odda. So weit müssen wir aber nicht, denn wir entdecken noch ein Schild mit „Hytter“, also fahren wir da mal hin. Alles schaut verlassen und zu aus, aber da kommt ein Mann raus, wir fragen ihn, ob er englisch spricht. Nein, er spricht sogar deutsch. Allerdings hat er eine Sprechbehinderung, wir verstehen ihn nicht so gut. Nur dass er eine Wohnung hat und die 700 NOK kosten soll. Hört sich toll an, er sagt, wir können gucken, Schlüssel steckt.

Das machen wir, wir fahren runter zum Fjord und dort steht ein Traumhaus. In dem Haus sind drei Wohnungen drin. Ein deutsches Auto steht vor der Tür, wir sehen aber niemanden.

Die Wohnung schaut super aus, alles sauber und gepflegt, zwei Stockwerke mit zwei Schlafzimmern ohne Stockbett.

Toll, das ist genau das, was wir gesucht haben. Wir gehen den Berg wieder hoch und sagen dem Mann, dass wir die Wohnung für eine Nacht nehmen, er bekommt von uns 700 NOK cash, mehr nicht. Er will weder einen Namen noch sonst eine Sicherheit.

Ach, ist das schön hier, nachdem wir alles ausgepackt haben, machen wir uns Nudeln und essen diese auf der Terrasse mit Fjordblick, dann gehen wir noch nach draußen und machen Bilder bis zum Sunset und danach, denn ist sehr lange hell.

Dann fallen wir müde ins Bett. Die Tage können echt lang werden.

Wetter: heiter bis wolkig bis zu 24°
Sights/Unternehmung: Buerbreen-Gletscher, Røldal Stabkirche, Langfoss, Låtefossen
Wanderungen: Buerbreen-Gletscher
Abendessen: selbst gekocht - Nudlen

  Route Tag 9


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